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Das Kind im Mittelpunkt

Inhalt

Einleitung

Derzeit schaffen es nur wenige Eltern, ein alternierendes Obhutsmodell umzusetzen. Die Gründe liegen meist bei der Verankerung zum traditionellen Familienmodells sowie der Gesetzesgrundlagen. Losgelöst von der derzeitigen Praxis können Wissenschaftler inzwischen Erfahrungswerte präsentieren, wie eine Aufenthaltsregelung im Interesse des Kindes gestaltet werden kann.

Das Alter und die Aufenthaltsregelung des Kindes

Kinder haben abhängig vom Alter ein unterschiedliches Zeitempfinden. Der dipl. - und Familienpsychologe und anerkannte Familienmediator Jan Piet H. de Man setzte sich mit der Frage auseinander, wie die Aufenthaltsregelung am besten für das Kind zu gestalten ist (wissenschaftlichen Studien dazu, finden Sie unter Literatur).
Aus der unten dargestellten Tabelle kann erkannt werden, dass bei einer klassischen Scheidung ein Besuchsrecht alle 12 Tage viel zu lange ist. Ausserdem entlastet die Verantwortlichkeit diese Vorgehensweise dem Obhutberechtigten nicht.
Quelle:Joan B. Kelly, Ph.D.: Some Options for Child Custody Parenting Plans (for Children of School Age) http://www.coloradodivorcemediation.com/family/Child-Custody-Parenting-Plans- Options.pdf 2003. (Optionen auf Grund der Sicht von Dr. Kelly auf dem, was die jüngsten Scheidungs- und klinischen Forschungen uns berichten über manche übliche Angehensweisen wie geschiedene oder getrennte Eltern die Zeit mit ihren n im Schulalter verbringen.)
 
Alter
maximale Trennung
Aufenthaltsregelung
0 bis 6 Monate
3 Mal pro Woche
jedes Mal 3 Stunden mit dem Vater
6 Monate bis 1 Jahr
3 Mal pro Woche
jedes Mal 4 Stunden mit dem Vater + 1 Nacht
1 bis 3 Jahre
3 Mal pro Woche, aber 24 Stunden am Wochenende mit dem Vater
jedes Mal 5 Stunden mit dem Vater z.B. 1/1/1/1/1/1/1
3 Jahre
nicht mehr als 3 Tage getrennt von einem Elternteil
z.B. 2/2/3
4 Jahre
nicht mehr als 4 Tage getrennt von einem Elternteil
z.B. 2/2/3
5 und 6 Jahre
nicht mehr als 5 Tage getrennt von einem Elternteil
z. B. 5 / 5 / 2 /2 (Freitag-Montag)
7 Jahre
nicht mehr als 6 Tage getrennt von einem Elternteil
z.B. 5/5/2/2
8 und 9 Jahre
nicht mehr als 7 Tage getrennt von 1 Elternteil, 10 Tage in den Ferien
z.B. 7/7
10 bis 13 Jahre
nicht mehr als 7 Tage getrennt von 1 Elternteil, 2 Wochen in den Ferien
z.B. 7/7
14 Jahre und älter
nicht mehr als 14 Tage getrennt von einem Elternteil, wenn die/der Jugendliche es wünscht
z.B. 14/14
Dieser Kalender entspricht einer Vielzahl wissenschaftlicher Untersuchungen. Insbesondere kommt hervor, dass meist die Knaben mehr Zeit mit dem Vater zusammen sein wollen - entgegen der derzeitigen Tradition.
Der Kontaktverlust von Kind und Elternteil stellt in einer Scheidung einer der wichtigsten NEGATIVEN Aspekte dar. Diesem muss begegnet werden mit z.B. einer alternierenden Obhut.

Eine Regel zum Merken

Der Familienpsychologe und Familienmediator Jan Piet H. de Man empfiehlt folgende Aufenthaltsregelung:
Ein Kind darf nicht während einer grösseren Anzahl von Tagen von einem Elternteil getrennt sein als es (das Jüngste) Jahre alt ist Bsp:
Alter: 1 Jahr = maximal 1 Tag Trennung von einem Elternteil

Ein Kind darf nicht mehr Tage von einem Elternteil getrennt bleiben, als es Jahre alt ist.

Das entspricht maximal 1 Tag Abwesenheit des anderen Elternteils für ein einjähriges Kind. Für ein zweijähriges Kind darf der Elternteil max. 2 Tage abwesend sein usw.

Kindliches Zeitempfinden

1 jähriges Kind empfindet 1 Tag wie seine 30-jährigen Eltern 1 Monat
1 jähriges Kind empfindet 12 Tage wie seine 30-jährigen Eltern 1 Jahr
Gartenkind empfindet 12 Tage wie seine 30-jährigen Eltern 4 Monate
Gartenkind empfindet 1 Woche wie seine 30-jährigen Eltern 2 Monate
Jan Piet H. de Man - 29.11.2013 Fachtagung Bozen

Loyalitätskonflikt – wenn Kinder widersprüchliche Aussagen machen

Während der Trennung und Scheidung
In der Trennungs- und Scheidungsphase der Eltern brauchen Kinder Zuwendung beider Elternteile. Vielfach sind die Eltern jedoch mit sich selbst beschäftigt und nehmen die Bedürfnisse ihrer Kinder kaum wahr. Auch der Zeitfaktor spielt eine wesentliche Rolle. Kinder brauchen Zeit, um das Erlebte zu verarbeiten.

Bei den Kindern löst die Trennung der Eltern eine starke emotionale Reaktion aus. Während manche Kinder mit Trauer, Niedergeschlagenheit, Verunsicherung reagieren, entstehen bei anderen Kindern Gefühle wie Schmerz, Angst, Wut, Ohnmacht und Aggressivität. Den Eltern steht eine schwierige Aufgabe bevor: Sie sind gefordert, diese Gefühle auszuhalten, ihnen Raum zu geben und Verständnis für sie zu zeigen.
Werden die Signale des Kindes ignoriert, kann es physische oder psychische Probleme bekommen.
Nicht selten glauben die Kinder, dass ihr mangelnder Gehorsam die Ursache der Trennung der Eltern ist. So kommen auch noch unbegründete Schuldgefühle hinzu.

Die Gefühle der Eltern werden auf das Kind übertragen
Kinder übernehmen oft die Empfindungen der Eltern, wenn diese sich gegenseitig herabsetzen und es ihnen nicht gut geht. In solchen Situationen leiden die Kinder mit. Ist die Mutter traurig, denken die Kinder, dass der Vater böse sei. Ist der Vater verzweifelt, wird die Schuld der Mutter zugewiesen. Die Suche nach den Ursachen führt bei Kindern oft zu einer inneren Zerrissenheit. Führen die Eltern einen emotionalen Machtkampf gegeneinander, sagen sie der Mutter meist, dass sie bei ihr bleiben möchten – doch auch dem Vater wird dasselbe gesagt. Entsprechend entstehen bei den Kindern widersprüchliche Gefühle, sie fühlen und handeln situativ.
Die Kinder sind verunsichert: Dürfen sie ihren Vater noch gern haben, wenn die Mutter ihn abwertet, und umgekehrt?
Nicht selten denken Kinder, sie müssten den Vater oder die Mutter ablehnen, um nicht die Zuneigung des anderen Elternteils zu verlieren. Die Kinder sind hin- und hergerissen zwischen den streitenden Elternteilen.
Informationsgrundlagen von der Erziehungsdirektion des Kanton Berns: www.erz.be.ch

Lösungsansätze für diese Situation finden Sie unter Löungen in hochstrittigen Fällen.